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SCHNITTSTELLE >> Stipendiat

13. Dezember 2020

zur Arbeit von Felix Leon Westner

Text von Konstantin Lannert – Übersetzung aus dem Englischen

( for english version please scroll down)

make a wish – microdose 

Die Sprache als Spiegel, der Kommentar als Schild welches mögliche Bedeutungen von Zeichen refektiert. Harmonie, wie ein alter Kumpel und falscher Freund, die Phantasien von Rhythmus auslöst und dadurch auch von Orientierung und Zugehörigkeit. Schnell fießende Skizzen von Konversationen des Jetzt, des Niemals, des Immer. Wir sehnen uns nach einem Sinn, während wir es lieben die Orientierung zu verlieren. Felix Leon Westner beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit unseren Wünschen. Er sprengt sie, er mikrodosiert sie. Dabei verbindet er Pop und Poesie mit Elektronischer Musik und analytischen Refexionen. Wie ein Musiker, der seine Lieder auf einer Bühne vorträgt. Er legt Tonebenen übereinander – die von seinem Sprachwerkzeug herrühren, aber hauptsächlich Geräusche aus Sprachschnipsel sind – , loopt diese zu Klanglandschaften zusammen, die beinahe als Lieder bezeichnet werden könnten, bricht diese aber ab, bevor sie zu harmonisch, zu rhythmisch, oder zu einem Ohrwum werden.Zur gleichen Zeit ist Westner auch Stenograph. Die Zeichnungen, welche er während seiner Performances auf Wänden, Kartons oder Flip Charts anfertigt, fungieren als prägnante, simple Gedankenprotokolle und beigefügte Diskurse. Die Manifestationen überdauern so die Veranstaltung und nehmen die Funktion eines Speichermediums von dem an, was bereits passiert ist und tragen sowohl die grundlegenden als auch die noch undeutlichen Gedanken und Ideen weiter. Trotz der unbestreitbaren materiellen Existenz scheint das Undeutliche gegenüber dem Expliziten bei diesen Protokollen zu überwiegen. Die Zeichnungen sind Aufzeichnungen der Performance, haben aber somit auch einen deutlich subjektiven Charakter. Sie erfassen nicht das wirklich Geschehene und erweckendas, was einmal war, nicht zum Leben. Ebenso ist es mit dem Sound, den man sogar als Musik bezeichnen könnte – Westner hebt das absichtlich Zufällige hervor.Er überlässt nichts dem Zufall. Seine Performances sind überaus choreographiert, gleichzeitig nutzt er aber die Umgebung, bestehend aus Raum, Zeit und dem Publikum, als Material.In diesem Sinne könnte man ihn als Zeremonienmeister bezeichnen, der die unterschiedlichen Schichten verschiedenster Medien verschmelzen lässt. Felix Leon Westners Verfahren schwankt zwischen Lebendigkeit und dem Konkreten. Der Sound und die Zeichnungen sind verfochten und scheinen sich außerdem gegenseitig zukorrigieren. Die aus der hastigen Geräuschkulisse stammenden Worte können Sätze formen und als Slogans in seinen Zeichnungen auftauchen. Manchmal werden sie auch verkürzt oder durchgestrichen (was oft vorkommt und ein wesentliches Mittel ist, mit demWestner Sätze aus Worten und Bedeutungen aus Sprache formt – vice versa). Ab und zu greift er Elemente, die vorerst als skizzenhafte Zeichnung auf Papier erscheinen, in seinem Klangvokabular auf. Man hat den Eindruck, es bestehe ein Dialog zwischen Mund und Hand, Mikrofon und Stift, Lautsprechern und Wänden. Mit seinen skizzenhaften Aufnahmen hinterfragt der Künstler seine eigene und unsere Fähigkeit, Dinge die uns wichtig sind aufzubewahren, zu sortieren und nachzuempfnden. Er befasst sich mit unserem mangelnden Vermögen, sich durch die unzähligen Ströme möglichen Inputs und Ablenkungen zu navigieren, die uns umgeben.

 

english version

make a wish – microdose

Language as a mirror, the commentary as shields reflecting possible meanings of signs. Harmony as an old pal and a false friend, triggering fantasies of rhythm and therefore of orientation and belonging. Swift-flowing sketches of conversations of the now, the never, the ever.We yearn to make sense as we love to get lost. Felix Leon Westner works with our desires. He blows them up, he microdoses them down. His practice is combining pop and poetry with rave and analytical reflections. He is a musician performing a set of songs on a stage. Putting layers of sound – that originate from his organ of speech but are mainly noises with snippets of language – on top of each other, looping them to create scapes that could almost be called tracks but is than brea-king them off before they become too harmonic, too rhythmic, too much of an earwig. At the same time Westner is a stenographer. The drawings that he produces while per-forming – on walls, cardboards, flip charts – are concisebut simple logs of thoughts and attached discourses. These manifestations outlast the gig itself and work as kind of sto-rages of what happened and thus carry the major but at the same time hazy thoughts and ideas. In spite of their undeniable material existence these protocols seem to favor the ambiguous over the explicit.The drawings function as recordings of the performing act but are highly subjective in this sense. They don’t capture what really happened, they don’t bring to life what was. As with the sound that you could almost call music, Westner’s approach highlights the intentional-ly random. He doesn’t leave anything to chance and his performances are highly choreo-graphed but at the same time he uses the environment, made up of space, time and the audience,proactively as material. In this sense one could call his act theone of a true MC, mastering a ceremony while melting different layers of various media.Felix Leon Westner’s practice oscillates between vibrancy and concretism. The sound and the sketches are interwoven but also seem to emend each other. The words that grow out of the rushing discourse of noise can form sentences that end up as slogans in his drawings. Or they become shortened again or crossed out (which happens a lot and is a key tool of how Westner molds sentences out of words, meanings out of language – and the other way around). Sometimes he may pick up elements that first appear in a drafty sketch on paper into his tonal vocabulary. One gets the impression that there’s a dialogue between mouth and hand, the mike and the pen, the speakers and the walls.With his sketchyrecordings the artist questions his and our ability to hold onto anything, to safe what seems important to us, to sort and to emphasize. He tackles our insufficien-cy to navigate through the uncountable streams of possible input and safe distractions that surround us. – Konstantin Lannert

 

Details

Datum:
13. Dezember 2020