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Grenzen – im Schaufenster zu Gast

1. Dezember 2020 @ 8:00 - 31. Dezember 2020 @ 17:00

Marieken Matschenz – „The artist is temporarily not available“

„The artist is temporarily unavailable“- Kunstschaufenster Dezember 2020, Marieken Matschenz Grenzen.

Grenzen sind wohl gerade heutzutage allgegenwärtig und zu oft und global immer wieder Grund und Ausgangspunkt für schwere humanitäre und soziale Katastrophen, für Krieg und Terrror. Ein Thema das also in der Aktualität seit Jahrzehnten kaum eingebüßt hat und doch so umfangreich erscheint, dass es für mich künstlerisch kaum einzufangen ist. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden dieses Thema klein und anhand des Kunstschaufensters spürbar und sichtbar zu verhandeln. Im ersten Schritt habe ich die Glasscheiben geschwärzt und damit die wohl radikalste Grenze für ein Schaufenster sichtbar gemacht. Schon der Akt des Schwärzens, schien mir sehr kompromisslos und doch sehr befreiend simpel. Man zieht von Innen eine Grenze zu dem Außen und damit dem Sichtbaren,- zieht sich zurück den kleinen Raum dahinter und bestimmt von hier aus über Sichtbarkeit, Unsichtbarkeit und über die Möglichkeit der Zurschaustellung von Kunst oder künstlerischen Arbeitens. Nach dem Trocknungsprozess habe ich dann Stück für Stück begonnen vergrößerte Eisblumenkonstrukte aus der schwarzen Fläche herauszuschaben. Die Ästhetik einen Holzschnittes auf einer Fensterscheibe schien mir sehr angenehm und auch die Vorstellung, dass erst mit den freigelegten Strichen der Eisblumen tatsächlich ein Raum hinter der Scheibe sichtbar wurde. Anfangs arbeitete ich aus dem Dunklen heraus und blieb fast unsichtbar für mögliche Passanten. Nur gelangweilte Buswartende hätten wahrnehmen können, wie die arabesken Eisblumen kontinuierlich in der Scheibe freigelegt wurden. Angeleuchtet durch einen Baustrahler erschienen diese Muster wohl gerade erst in der Nacht gut sichtbar. Später dann, als immer mehr Binnenflächen herausgeschabt wurden, wurde auch ich selbst in dem Fenster immer deutlicher in dem Arbeitsprozess für die Passanten erkennbar. Doch auch hier zeigte sich eine unsichtbare Grenze, die erst in der Erfahrung dieser unmittelbaren Arbeit für mich deutlich wurde. Anders als beispielsweise bei „Plain Air“ Malerei oder Zeichnung, das viele neugierige Passanten anzieht und begleitet wird vonvielfachen Kommentaren, schien es mir hier so, als ob die Passanten geniert diesem künstlerischen Tun beiwohnten. Viele der Passanten haben zwar wohl registriert, dass hier künstlerisch gearbeitet wurde, doch schnell den Blick wieder abgewandt, vielleicht auch weil meine Beobachtungsposition für die Betrachter spürbar war. Die Sichtbarkeit und der Prozessualität einer künstlerischen Arbeit zu folgen, schien auf merkwürdige Art und Weise unangenehm. Zeitweilig stieg in mir die Assoziation zu den Frauen in Schaufenster des „Red Light District“ in Amsterdam auf und ich fragte mich, ob diese Reaktion bei der Arbeit eines männlichen Kollegen ähnlich verlaufen wäre. Selbst Bekannte und Freunde blieben nicht länger stehen, sondern winkten nur rasch und verschwanden dann schnell wieder. Dennoch, diese Erfahrung der Sichtbarmachung künstlersicher Arbeit als Teil der künstlerischen Arbeit hat einen langen Reflektionsprozess in mir ausgelöst, der so vermute ich zur Zeit, sich wohl auch in folgenden Arbeiten niederschlagen wird.
Als Referenzpunkt meiner gewohnten künstlerischen Arbeit jedoch, habe ich für dieses Schaufenster eine Buntstiftzeichnung eines Stuhls einer befreundeten Malerin gehängt („Behind the curtin II“, 2019) Auch hier steht der Stuhl stellvertretend für die nicht abgebildete und gerade nicht präsente Künstlerin und weist doch Spuren ihrer Arbeit in Form von bunten Farbspuren auf dem Polster und Stuhlgestell auf. Diese Zeichnung sollte auf lakonische Weise in den Dialog mit meinem künstlerischen Arbeiten treten, da auch hier bis auf ein oder zwei Stunden am Tag dieses Fenster nicht von mir bearbeitet wurde und nur die Farbspanen auf dem Boden von der Ausschabtätigkeit der Arabesken zeugten.

 

Details

Beginn:
1. Dezember 2020 @ 8:00
Ende:
31. Dezember 2020 @ 17:00

Veranstaltungsort

Schaufenster
Zierkerstr. 9
Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern 17235 Deutschland
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